Der kreative, geniale Chaot

 

 

Bevor ich das Wagnis eingegangen bin, einen Bericht über William zu schreiben, habe ich erst mal sachkundige Urteile über diesen Mann eingeholt und die anderen „getrennt voneinander“ befragt!

Andreas über William: William ist ein kreativer Chaot mit einer unglaublichen Gabe zu beobachten und zu formulieren. Verantwortungsvoll und aufmerksam, wenn er nicht immer seinen Kopf liegen lassen würde.

René über William: William ist sehr talentiert, ich liebe seinen Humor, wenn er auch ein "eigenwilliger Dödel" ist.

Sascha über William: William ist ein liebenswerter, kreativer Chaot, der durch seine zeitweilige Abwesenheit von der Realität manche Leute verprellt und viele verzaubert.

Werner über William: William, das heisst aufpassen, dass er nicht sein Handy oder sein Portemonnaie vergisst, aber Umwege und Schrecksekunden sind schnell vergessen, wenn man zwei andere Dinge so gut beherscht wie er: Musik und Hackysack. BASTA wäre ohne William nicht das, was es heute ist, und auch die 82! auf dem Flughafen in Palma wären wohl nicht so locker vom Fuß gegangen - aber William, an deinem sitekick solltest du noch arbeiten :-)

Martin über William: Zu William fällt mir ein: positive Persönlichkeit, angenehmer Zeitgenosse, absolut kreativer Musiker - und zwar kein Handwerker sondern Künstler, humoristisch, Gespür für das Was-Wo-Wann, guter Entertainer.

Um mir selber ein Urteil zu bilden und William besser kennen zu lernen, habe ich mich mit ihm einen Abend zusammengesetzt.

 

 

Musik ist in Williams Leben DAS Thema. Von frühester Jugend an begleitet sie seinen Weg. Mit fünf Jahren eingeschult, begann er im Alter von sechs Jahren mit Klavierunterricht.

William ging gerne zur Grundschule, fühlte sich aber später auf dem Gymnasium nicht mehr wirklich wohl; er war zusammen mit Schülern, die sich von ihm immer weiter entfernten, und die er immer weniger interessierte. Gerade sein Interesse für die Musik erlebte er als etwas, das ihn von anderen unterschied. Er zog sich zurück und entdeckte die Musik in der Konsequenz nun umso stärker als Gegenpol und Ruhepunkt. Vieles von dem, erzählt er, was er heute musikalisch weiß, kann und fühlt, hat seine Wurzeln in dieser Zeit, in der ihn die Musik von den anderen trennte.

Mit 13 Jahren hörte er das Klarinettenquintett von Mozart und es faszinierte ihn so sehr, dass er es unbedingt selber spielen können wollte. Also begann er mit Klarinettenunterricht. Da seine Fähigkeiten an der Klarinette (dem funkigsten aller Instrumente) für Mozarts Klarinettenquintett nicht ausreichten, mottete er sie irgendwann ein, um sie Jahre später noch mal wieder hervorzuholen.

In der 9. Klasse wechselte er auf das musikorientierte Humboldtgymnasium. Das war, so William, einer der absolut entscheidensten Punkte in seinem Leben. Mit einem Mal war er unter Menschen, Lehrern wie Schülern, die als Talent ansahen, was vorher ein Spleen war. Am Humboldtgymnasium war es eine Auszeichnung, über musikalische Fähigkeiten zu verfügen, hier wurde er freundschaftlich angenommen, war er richtig aufgehoben und wurde gefördert. Um bei Schüleraustauschfahrten und abendlichen Freiluftsessions nicht sein Klavier mitnehmen zu müssen, lernte er noch ein bisschen Lagerfeuergitarre.

Mit 16 Jahren gründete er mit Simon, Miguel und Hannah, die Bass spielte, "BASSTA". Sie traten als Straßenmusiker auf, nicht nur in Köln, sondern auch in Brüssel oder Paris und spielten dort Sachen wie "All my loving", "Barbara Ann" oder "Tears in Heaven". Nach ca. 2 Jahren stieg Hannah aus dem Quartett aus und es kam René Overmann, den William in der 13. Klasse kennen gelernt hatte, dazu. Damit waren sie ein reines Männervokalensemble und benannten sich um in "BASTA". Nach einiger Zeit ging diese Formation aber wieder auseinander.

Mit 19 bekam William ein Engagement als Keyboarder bei der Kölner Produktion von "Die Schöne und das Biest" im Sartory-Theater. Das war für ihn die erste Chance, sich als Musiker zu beweisen ohne jedoch schon größere Verantwortung tragen zu müssen. Als einige Zeit später der musikalische Supervisor der Truppe seinen Hut nahm, gab man William die Chance, das 15-köpfige Orchester und 25-köpfige Ensemble zu leiten und bei der 2. Deutschlandtournee war er dadurch dabei! Er hatte die Aufgabe, abends die Shows vom Klavier bzw. Keyboard aus zu leiten und zu dirigieren, darüber hinaus war er verantwortlich für Proben, Einarbeitung neuer Musiker oder Sänger, also generell für die musikalische Arbeit an der Produktion. Da war er, sagt William, sicher zuerst überfordert mit der Aufgabe, einem solchen Ensemble gegenüber die nötige Strenge zu zeigen oder sie überhaupt zu besitzen, hatte "insgesamt ein Defizit an Führungsqualitäten", andererseits aber den Vorteil, musikalisch völlig respektiert zu werden. Und er wuchs an dieser Aufgabe, wenn er sich auch offensichtlich bis heute wundert, dass das funktioniert hat. Auf jeden Fall war es sehr aufregend, er hatte extremes Lampenfieber und durch den internationalen Cast war die Sache noch zusätzlich spannend.

Inzwischen hatte er - nach Ableistung des Zivildienstes - an der Uni Köln ein Studium der Theater-/Film- und Musikwissenschaften begonnen. Und das Kaiserhof-Theater (Bockmayer, ehem. Filmdose) in Köln suchte einen neuen musikalischen Leiter. Der Musiker, den man angesprochen hatte, konnte nicht, empfahl aber, William einzustellen. Dieser erste richtige Job war quasi sein Start ins Berufsleben. Wenn auch sein Selbstbild weiterhin eher einen noch schüchternen "Schüler" zeigte, so stellte er doch schnell fest, dass Autorität als Charaktereigenschaft nicht vorausgesetzt wurde, sondern ihm durch die Kompetenz erwuchs und dass die Leute den jungen Spund durchaus schätzten und respektierten und Wert auf sein Urteil legten.

Wie auch schon vorher wurde er ins kalte Wasser geworfen und musste schwimmen. Da die Produktionen meist in den Semesterferien stattfanden, konnte er die Arbeit sehr gut mit dem Studium verbinden. Mittlerweile hatte er sein Studium der Theater-/Film- und Musikwissenschaften abgebrochen und an der Musikhochschule Köln ein Musikstudium angefangen mit Klavier als Haupt- und Klarinette als Nebeninstrument. Dieses Studium läuft auch heute neben BASTA noch weiter. Diese musikalische Leitung des Kaiserhof-Theaters war der erste Job, wo er auch richtig selber Verantwortung tragen musste. Ihm oblag die Einstudierung des musikalischen Teils, später dann auch das Casting. Letzteres war eine ganz besondere Erfahrung, die ihn auch sehr stolz gemacht hat, allein schon, weil ihm die Leute einen immensen musikalischen Respekt entgegen brachten und man seinem Urteil vertraute. Und die Erfahrung, dass teils deutlich ältere Musiker und Sänger seinem Urteil unterworfen waren und ihm bei Auditions und Castings mit entsprechender Nervosität gegenüberstanden, war irgendwie skurril.

Als Klavierlehrer hat William sich kurzzeitig auch versucht aber schnell festgestellt, dass es ihm mehr liegt, selber Musik zu machen - und das am liebsten aus dem Bauch heraus -, als Klavierspielen zu unterrichten. Besonders den technischen Teil. Natürlich hat er die technische Seite des Klavierspiels auch gelernt und es hat ihm, wenn auch Mühe, so doch auch Spaß gemacht. Aber das zu vermitteln reizt ihn nicht sonderlich. Musik als Ganzes zu unterrichten ist wieder etwas anderes.

Mittlerweile hatten William und René, der auch bei "Die Schöne und das Biest" dabei war, sich wieder zusammen getan und BASTA wiederbelebt. Diesmal war außer den beiden schon Werner Adelmann dabei und Ingo Baum, der heute bei den "Vocalholics" singt. 1996 kam Sascha Breuer-Rölke dazu.

 

 

Dann trennte man sich von Ingo...

 

 

... und1998 wurde Andreas Hardegen als Bass dazu geholt.

 

 

Seitdem gibt es BASTA in der heutigen Besetzung. William ist unbestritten der musikalische Kopf der Jungs. Er komponiert und schreibt den größten Teil der Stücke. Inspiration ist dafür sehr wichtig, wenn man sich auch mal mit der Absicht hinsetzen kann, ein Lied zu schreiben. Aber in der Regel gibt es einen Einfall für eine Textzeile oder eine Melodie oder beides und dann beginnt die mühsame und nervige Arbeit, dieses Fragment zu komplettieren. Auf einige Lieder und Texte - auch von den anderen - ist William ziemlich stolz, z.B. sein "BGS-Girl" . Auch "Berlin", das Sascha geschrieben hat, findet er total genial. Und es war auch eine großartige Erfahrung, die ihn sehr berührt hat, als bei der offiziellen CD-Vorstellung am 07.09.02 im Limelight das Publikum den kompletten Text von "Sing dir ein Lied" mitgesungen hat - und das nur 12 Tage nach Erscheinen der CD!

Dass William ein ausgesprochener Beatles-Fan ist, ist ja bekannt. Auf die Frage nach der Musik, die er zur Zeit gerne hört, antwortet er mit der Empfehlung der britischen Band "Coldplay". - Acappella-Musik, die er selber macht, mag er gar nicht so gerne.

Zum Thema Zukunftsaussichten sagt William: "Ich hoffe, dass ich immer nah an dem bleiben werde, was mir liegt. Ich möchte mich immer mit dem, was mir liegt, ausdrücken können und damit auch mein Geld verdienen können."

 

 

Ich fand zwar das Urteil der anderen, William sei ein kreativer Chaot, auch vorher schon gelegentlich bestätigt *zwinker*, aber darüber hinaus konnte ich feststellen, dass er ein Mensch ist, der bei näherem Kennen lernen unbedingt gewinnt! Er ist sensibel und feinfühlig und er strahlt - wenn er auch manchmal konfus ist - trotzdem Ruhe aus, er weiß, wo er steht, was er kann und er weiß die Richtung, wenn ihm auch der Weg selber nicht so wichtig ist! Er hat ein unglaubliches Sprachgefühl und seine musikalischen (und sportlichen) Fähigkeiten sind uns ja allen ein Begriff!

 

 

Lieben Dank an William - besonders für seine Geduld mit mir!

Dancing Queen

März 2003