Der Bass bei BASTA

 

 

Wer glaubt, Andreas wäre schon immer ambitionierter Sänger gewesen, der irrt gewaltig ... Als Kind hatte er mit der Musik nichts am Hut und baute lieber Häuser im Wald oder zuhause aus allen ihm zur Verfügung stehenden Materialien, beispielsweise Lego oder Holz. Als er allerdings dann in der 6. Klasse in die Freie Waldorfschule Köln wechselte, gehörte es dort quasi zum "guten Ton", ein Instrument zu beherrschen. Also entschied er sich für die Geige und erhielt einmal wöchentlich Unterricht. Auf die Frage hin, aus welchen Gründen er gerade dieses Instrument wählte, antwortet er heute: "Das lag wohl daran, dass wir eine Geige zuhause hatten, die mein Vater von seinem Vater geerbt hatte. Und da das Instrument nun schon einmal da war, fiel mir die Entscheidung nicht schwer."

Es war aber nicht nur die Pflicht, die ihn dazu brachte, das Geige spielen zu lernen. Es machte ihm großen Spaß und da er dadurch mit der Musik in Theorie und Praxis nun also bereits in Berührung gekommen war und "mehr" machen wollte, entschied er sich in der 9. Klasse dazu, auch im Oberstufenchor der Schule zunächst im Tenor mitzusingen, merkte aber bald (und aus heutiger Sicht zu unser aller Glück!), dass seine Tonlage, da er dem Stimmbruch bereits um Lichtjahre enteilt war, eher im Bass lag. Mitte 1988 formierte sich aus dem Schulchor eine Gruppe von vier jungen Männern (Andreas, Thomas, Robert und Bernd, letzterer übrigens Andreas' jüngerer Bruder), die außergewöhnlich viel Spaß am Singen hatten und sich stimmlich auch so gut ergänzten, dass sie sich entschlossen ein kleines Ensemble zu gründen. Sie nannten später "Vokollegen" (eine Mischung aus "Vokal" und "Kollegen" ;-) und entschieden gemeinsam, ihrem großen Vorbild aus dem Acappella-Bereich, den King's Singers nachzueifern. Sie probten einmal in der Woche und weil es kein Songbook oder gar komplette Gesangspartituren von den King's Singers gab, schrieb Thomas die Stimmen nur anhand von deren Aufnahmen (damals wohl noch Schallplatte) heraus und arrangierte diese zunächst für vier Sänger. Das allererste Stück, das die Vokollegen einstudierten, war "Dayton Ohio 1903"! Dieses Stück wurde von einer späteren Besetzung der Vokollegen auch für eine CD-Aufnahme verwendet. Vielleicht möchtet ihr einmal in den ersten Vokollegen-Song reinhören???

Das erste Konzert der Vokollegen fand dann ein halbes Jahr nach der Gründung im Rahmen einer Schulfeier im Sommer 1989 statt und es gab - und auch das war eine Premiere - Standing Ovations von den begeisterten Mitschülern, Lehrern und Eltern. Dadurch motiviert, verstärkte sich die Gruppe ungefähr drei Monate später um einen weiteren Sänger (Thomas G.) und weitere ca. drei Monate später stieß auch Christopher noch dazu.

 

(v.l.n.r.: Roland, Bernd, Thomas R., Thomas G., Christopher, Andreas)

 

In der Zwischenzeit hatte Andreas den Schulchor wieder verlassen, da ihm dies neben dem Geige spielen und den Proben für die Vokollegen zuviel wurde - die Schule war ja schließlich auch noch da. Jedoch entdeckte ihn kurz darauf der damalige Dirigent (Christian Collum) des Chores des Kölner Bach-Vereins als außergewöhnlich talentierten Bass und fragte ihn, ob er Lust hätte im Bachchor mitzusingen, was den damals 16-jährigen Andreas so sehr reizte, dass er dem Chor beitrat. "In diesem Alter war der Bach-Chor für mich auch besonders spannend, da er große Oratorien-Konzerte (u.a. in der Philharmonie Köln) gab und auch Konzertreisen (z.B. nach Frankreich, Holland und Belgien) unternahm, während wir mit den Vokollegen ja noch kleinere Brötchen backten. Auch der Anspruch war durch die Leitung von Herrn Collum für einen Laienchor sehr hoch, was mir und meiner noch auszubauenden Fähigkeiten im chorischen Gesang sehr zugute kam." begründet Andreas heute seinen Eintritt in den Chor, in dem er dann gut drei Jahre lang Mitglied war und sich schließlich zugunsten der immer höher werdenden Ansprüche in der Schule entschloss, den Chor Mitte 1992 wieder zu verlassen. Auch das Geigespielen hatte er zuvor aus zeitlichen Gründen aufgeben müssen.

Der Acappella-Gesang und die Vokollegen lagen Andreas aber so sehr am Herzen, dass er alle Anstrengungen (auch während seiner Ausbildung zum Bauzeichner) in Kauf nahm, mit den Vokollegen fleißig weiter probte und auch mehrere kleinere Konzerte gab. Im Laufe der Zeit änderte sich die Besetzung der Truppe jedoch noch mehrfach: Noch zu Schulzeiten verließen Christopher und Thomas G. das Sextett und es kamen zwei Frauen (Cordula und Katja) hinzu, die die gesanglichen Möglichkeiten der Vokollegen noch um einiges vergrößern konnten. Allerdings entschieden sich im Jahr 1993 sowohl Katja als auch Bernd dazu, die Gruppe zu verlassen und Chantal kam als Ersatz für Katja hinzu. Für Bernd ließ sich jedoch kein adäquater Sänger im Freundes- und Bekanntenkreis finden und so entschlossen sich die Vokollegen, erstmals ein Casting für einen neuen Countertenor (die höchste Männerstimme) zu veranstalten. In dieser Phase lernte Andreas u.a. auch Edzard "Eddi" Hüneke kennen, der damals schon bei den Wise Guys sang - aber dazu später mehr! Zu den Vokollegen stieß jedoch Henning. Sie besuchten zusammen zwei Workshops bei den King's Singers sowie einen privat finanzierten Workshop mit Alastair Thompson, einem Tenor, der in den Jahren 1970 bis 1978 Mitglied der King's Singers war. Gerade diese Workshops bestätigten die Gruppe, dass sie auf dem besten Wege waren, eine wirklich gute und professionelle Acappella-Gruppe zu werden. "Es war schon eine irre Erfahrung, mit den großen Vorbildern zu proben und zu singen und gab uns noch einmal neue Motivation, weiter an uns zu arbeiten." freut sich Andreas noch heute über das Lob, das die King's Singers den Vokollegen damals ausstellten.

In den Jahren 1990 bis 1994 half Andreas zusätzlich noch in einigen weiteren Chören, u.a. im Kirchenchor der Gemeinde in Zieverich, in der Choralschola des Collegium Albertinum in Bonn, aus, in denen er auch den gregorianischen Mönchsgesang und kirchliche Choräle kennen lernte. Weiterhin war er sechs Jahre lang Mitglied im Jugendchor Rath-Heumar, der sowohl klassische und moderne geistliche Lieder einstudierte, als auch bunte Abende gestaltete, die nicht nur durch den Gesang, sondern unterstützt durch schauspielerische Einlagen schon fast den Charakter einer Revue hatten. "Diese Abende waren immer eine riesengroße Gaudi, sowohl für die Zuschauer, als auch für uns!"

Nun aber noch mal zurück zu Eddi ... Er und Andreas verstanden sich auf Anhieb so gut, dass sie Anfang 1994 beschlossen, gemeinsam mit Daniel Dickopf, auch bekannt als Dän von den Wise Guys, noch ein weiteres musikalisches Projekt zu starten, da sie alle ihr musikalisches Repertoire noch weiter ausbauen wollten. Sie probten einmal in der Woche gemeinsam Barbershop-Gesang ("offizielle" Definition, gefunden auf der Website des Ersten Kölner Barbershop Chors: "Unbegleitete Vokalmusik mit einem konsonanten Vierklang auf jeder Melodienote, bei der der Tenor immer über und der Bass immer unter der Melodie (lead) gesungen wird, während der Bariton über oder unter der Melodie den Klang vervollständigt" - aha! ... hää? Wer es genauer wissen möchte: www.ekbc.de/wasist/wasist.htm). Nach etwa einem Jahr merkten die vier aber, dass der Probenaufwand und das daraus entstehende Resultat ihren - zugegebenermaßen hohen - Ansprüchen nicht genügte. Da Andreas gerade sein Architektur-Studium begonnen hatte, nebenbei auch in einem Architektenbüro arbeitete und Eddie und Dän inzwischen bei den Wise Guys auch stärker eingespannt waren, konnten sie keine weitere Zeit mehr für häufigere Proben erübrigen. So löste sich diese kleine aber feine Gruppe nach ca. einem Jahr wieder auf.

Die Vokollegen jedoch arbeiteten weiter an ihrem Repertoire und veranstalteten schließlich selbst mehrtägige Gesangsworkshops an verschiedenen Waldorfschulen und bereicherten ihr Repertoire um Lieder von z.B. Billy Joel (z.B. "And so it goes"), Elton John und anderen Größen aus der Popmusik. Auch die Presse war inzwischen auf die Gruppe aufmerksam geworden und bezeichnete sie als "Edelpop mit Stimme pur" (Kölner Stadtanzeiger) oder "Zuckerpuppe aus sechs Goldkehlchen" (Rheinische Post). Apropos Zuckerpuppe ... Kleine Kostprobe, vielleicht? Die Solostimme wird übrigens gesungen von Andreas! Ergänzend sei hier noch erwähnt, dass die Vokollegen alle Konzerte komplett ohne irgendeine technische Verstärkung aufführten, d.h. auch ohne Mikrofone - alles war dort reine und unverfälschte Mundarbeit.

Mitte 1996 gesellte sich - nach dem Weggang von Henning - ein weiterer "Neuer" zu den Vokollegen, der ebenfalls bereits in einer vierköpfigen Acappella-Gruppe aktiv war, diese jedoch hauptsächlich auf Event-Veranstaltungen sang und so gut wie keine eigenen Konzerte veranstaltete. Dieser junge Mann war William Wahl und die Event-Gruppe war - man ahnt es bereits - die damalige Besetzung von BASTA, die zu dieser Zeit aus René, Sascha, Werner und William bzw. Henning Schwarzhoff (nicht zu verwechseln mit dem Vokollegen-Henning!) bestand. Der BASTA-Henning war zu dieser Zeit der "Springer" der Gruppe, der immer für denjenigen einsprang, der gerade einmal z.B. aus studientechnischen oder beruflichen Gründen fehlte. Als BASTA dann für die Parksaison 1997 im Warner Brothers Movie World in Bottrop nebenberuflich engagiert wurde, wo sie von März bis Oktober am Wochenende und im Sommer sogar jeden Tag mehrmals auftraten, konnte William an den Proben der Vokollegen nicht mehr teilnehmen und verließ die Gruppe wieder.

Durch Williams Weggang, dem späteren Ausstieg von Thomas R. (dem musikalischen Kopf der Vokollegen) und weil alle übrigen Mitglieder der Vokollegen inzwischen beruflich stark eingebunden waren, beschloss die Gruppe dann im Jahr 1997 es als Quartett zunächst noch weiter zu versuchen. Da die übrig gebliebenen vier es aber gewohnt waren, sechstimmige Arrangements zu singen (was ja mit vier Leuten beim besten Willen nicht geht ;-), wurde der Gesang sehr schnell für sie unbefriedigend. Da auch sonst ein Weiterkommen nicht so recht klappen wollte, wurde der "Rettungsversuch" Ende 1997 dann auch eingestellt.

Anfang 1998 hat sich BASTA dann dazu entschlossen, aktiv nach einem Bass zu suchen, um dadurch wieder eine bessere gesangliche Bandbreite zu erreichen, da sie gerne auch im Konzert-Bereich vorwärts kommen wollten. Eines Tages rief also Sascha bei Andreas an und fragte, ob er Interesse hätte, einmal bei BASTA zum Vorsingen zu kommen. Da Andreas das Singen sehr fehlte - hatte er ihn doch acht Jahre vorher mit viel Herzblut betrieben -, entschloss er sich, zum BASTA-Casting Anfang 1998 zu gehen. Insgesamt 13 Bässe stellten sich vor. Andreas' Vorsingen fand in einem Pfarrsaal in Köln-Nippes statt. Er bekam vorher von den BASTAs den Auftrag, den von William geschriebenen Chorsatz von "How deep is your love" zu lernen und noch ein Solostück vorzubereiten. Andreas entschied sich für "Hard to say I'm sorry", das er - am Klavier begleitet von William - vorsang. Das Casting lief dann wohl auch (wie wir heute wissen) sehr zur Zufriedenheit der vier bisherigen festen BASTA-Mitglieder. Sie hatten alle schon an diesem Tag so einen Heidenspaß am fünfstimmigen Gesang, dass sie gleich noch ein paar weitere Songs mit Andreas probten und so war dann auch schnell klar, dass er alle 12 Mitbewerber hinter sich lassen konnte und von nun an "the one and only" Bass bei BASTA werden würde.

Das Jahr 1998 diente für die fünf Jungs fast ausschließlich zum proben, üben und einstudieren eines Konzertprogramms und damit hatten sie auch alle Hände voll zu tun. Die in dem Jahr anstehenden Events hat BASTA jedoch weiterhin in der Viererbesetzung absolviert, da das zusätzliche Eventprogramm den Probenumfang mit Andreas zu diesem Zeitpunkt noch gesprengt hätte. Durch die gemeinsame Arbeit angespornt, fehlte den Jungs der Bass-Sound bei den Events jedoch gewaltig und als dann am 21. November 1998 der Winterball des Turnvereins in Witzhelden anstand, trat Andreas erstmals zusammen mit den Jungs auf. Auch die Presse war bei diesem denkwürdigen Ereignis dabei und brachte sogar ein Foto der Jungs:

 

 

Das erste komplette Konzert mit dem inoffiziellen Titel "Fünf ist Trümpf" und dem offiziellen Titel "Jetzt mit 20 % mehr" fand dann einen Tag später in der Filmdose vor begeisterten Freunden und Verwandten in Köln statt. Seitdem ist Andreas ein nicht mehr weg zu denkender Teil von BASTA geworden, der durch seine unverwechselbare tiefe Stimme, seine Zuverlässigkeit, seine Professionalität und seine ruhige und souveräne Ausstrahlung viel zum Erfolg von BASTA beiträgt.

Und zum Schluss exklusiv für euch noch ein paar Fotos aus der Anfangszeit von BASTA in der heutigen Besetzung MIT Andreas und ein paar Links: www.kingssingers.com, www.ekbc.de (Erster Kölner Babershop Chor), www.bach-verein.de

 

... und ... wie sagt man so schön: "Last but not least" vielen lieben Dank auch an Andreas für seine unendliche Geduld und Hilfe!

Zilli